Rohrbogen einer Fernwärmeleitung.
©Kara - stock.adobe.com
04.11.2024 | Energiewendebauen, Erneuerbare Energien, Industrie und Gewerbe, Systemanalyse

Kreislaufwirtschaft bei Aushub und Verfüllung im Wärmeleitungsbau

Bei einer Veranstaltung der Reihe SW.aktiv informierte der Themenverbund Aktivierung der Stadtwerke über Aspekte der Kreislaufwirtschaft und innovative Lösungsansätze für Aushub und Verfüllung. Mit-Ausrichter AGFW hat einen Bericht zu der Veranstaltung verfasst.

Durch die kommunale Wärmplanung werden Wärmenetze als Bestandteil der Gesamtlösung künftig weiter ausgebaut, erweitert oder nachverdichtet. Hier spielen die Tiefbauleistungen und insbesondere die Kosten für Aushub- und Verfüllmaterial eine erhebliche Rolle. Steigende Anforderungen der Kreislaufwirtschaft wirken sich auf diese aus und erfordern passende lokale Bodenmanagementlösungen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen dürften. Hierzu zeigte im Oktober die 18. Veranstaltung der Reihe SW.aktiv "Wärmeplanung - Wärmenetze - Leitungsbau: Aspekte der Kreislaufwirtschaft und innovativer Lösungsansatz für Aushub und Verfüllung" konkrete Beispiele aus der Praxis und Forschung.

Das Interesse an der Thematik war groß: Rund 200 Teilnehmende, zum Großteil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadtwerken oder Energieversorgungsunternehmen, nahmen an der virtuellen Veranstaltung teil, fragten nach und diskutierten miteinander.

Wärmenetze sind ein wichtiger Bestandteil der Lösung

Nach einem einleitenden Überblick durch Dr. Heiko Huther, AGFW, betonte Frau Dr. Ute Hörrmann, Leiterin des Referates Nah- und Fernwärmesysteme des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), in Ihrem Grußwort die Bedeutung von Wärmenetzen und deren Ausbau. Dessen Geschwindigkeit müsse weiter zunehmen, dabei sei der bekannte, hohe Investitionsbedarf ein weiteres Thema. Neben bereits vorhandenen Fördermöglichkeiten und laufende Aktivitäten könnten weitere Instrumente zur Entlastung helfen. Explizit hob sie hervor, dass der gegenständliche Themenkomplex „Aushub und Verfüllung, Kreislaufwirtschaft und alternative Verfüllmaterialien“ mit seinen Herausforderungen und Erfordernissen wie Verfahrensbeschleunigung und Bürokratieabbau bekannt sind und daran gearbeitet wird.

Kommunale Wärmeplanung braucht Wärmenetze

Im Anschluss stellten Christopher Tittmann, Stadt Kamp-Lintfort, und Dr.-Ing. Kai Deppenkemper, Stadtwerke Kamp-Lintfort GmbH, die Ergebnisse der dortigen kommunalen Wärmeplanung vor.

Ausgehend von den Rahmenbedingungen, der Zielsetzung und dem Status Quo wurde deutlich, dass mehrere Teilgebiete der Stadt für eine Wärmenetzversorgung sehr wahrscheinlich geeignet sind und Klimaneutralität mittels Fernwärme und Wärmepumpen angestrebt werde. Als nächster Schritt steht der Beginn der Umsetzung an, darunter auch BEW-Machbarkeitsstudien.

Die Wärmeversorgung über Fernwärme in Kamp-Lintfort dürfte künftig einen essenziellen Anteil einnehmen – weshalb das bisherige Fernwärmenetz entsprechend ausgebaut werden muss. Herausforderungen hierbei sind die signifikanten Investitionen und deren Finanzierbarkeit sowie die Ressource „Personal“.

Kreislaufwirtschaft und alternative Bettungsmaterialien

Auch Prof. Dr. Ingo Weidlich, Technisches Infrastrukturmanagement, HafenCity Universität Hamburg, hob zu Anfang seines Vortrags zu Perspektiven der Kreislaufwirtschaft und alternativen Bettungsmaterialien die zu erwartende erhebliche Steigerung der Netzlängen hervor. Zum oben angesprochenen Kosten- und Ressourcenaspekt kommt hinzu, dass Sand als Verfüllmaterial knapp wird und unter Nachhaltigkeitsaspekten andere Materialien benötigt werden. Die Bedeutung, Herausforderungen aber auch Chancen der Kreislaufwirtschaft wurden über den Circular Economy Action Plan der EU, dem Kreislaufwirtschaftsgesetz, der Ökobilanz des Rohrleitungsbaus mit erheblichem Anteil des Erdbaus und der Ersatzbaustoffverordnung heruntergebrochen und skizziert. Konkret wurde am Beispiel der Fernwärme verdeutlicht, dass das AGFW-Regelwerk als Lösungen bereits den Einsatz von Zeitweise fließfähigen selbstverdichtenden Verfüllbaustoffen (ZFSV) und rezyklierte Gesteinskörnungen erlaubt, die weitere Chancen für den Leitungsbau bieten.

Bodenmanagement als innovative Lösung

Claus-Michael Schmidt, Sachgebietsleiter Neubau/ Erneuerung bei KASSELWASSER zeigte den dortigen innovativen Lösungsansatz zum Umgang mit Böden aus dem Leitungsbau durch Bodenmanagement unter Berücksichtigung relevanter gesetzlicher Regelungen. Der Vortrag betonte die gesetzlich geregelte und hohe Bedeutung der Wiederverwendung von Böden in der Kreislaufwirtschaft vor der Deponierung. Bei KASSELWASSER erfolgt dies durch ein Bodenmanagementsystem in einer BImSchV genehmigten und in die Ersatzbaustoffverordnung überführten Anlage mit einem Durchsatz bis 50.000 t im Jahr. Die Anlage wird durch einen Dienstleister (öffentliche Ausschreibung) betrieben. Jeder Boden aus dem Rohrleitungsbau (Fernwärme, Kanal, Gas, Wasser) wird zur Anlage geliefert und nach Bodengutachten eingeteilt und aufgeschichtet. Gesiebter und beprobter Boden werden nahezu vollständig im Rohrleitungsbau wiederverwendet, wobei dies entweder als ZFSV oder Trockenboden und nach Einbauklasse unterteilt erfolgt. Besonders interessant waren auch die Informationen zur Wirtschaftlichkeit der Anlage. Diese zeigten, dass bei KASSELWASSER die Betriebskosten je Tonne Boden deutlich unter den Deponiekosten im Landkreis Kassel liegen.

Veranstaltung mit interessierten Nachfragen

Sowohl während der Vorträge als auch in der Diskussionsrunde im Anschluss an die Veranstaltung wurde angemerkt und nachgefragt. Themen waren unter anderem der Fachkräftemangel bei Planern sowie im Tief- und Leitungsbau, der dringend notwendige Bürokratieabbau und die Finanzierung. Vertieft wurde insbesondere zur Verbindlichkeit der kommunalen Wärmeplanung im Auditorium diskutiert.

Die Reihe SW.aktiv wird organisiert durch den Themenverbund »Aktivierung der Stadtwerke«, bestehend aus AGFW, Fraunhofer UMSICHT und der DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des KIT. Alle Informationen zu vergangenen und künftigen Veranstaltungen finden Sie hier. (BW/Hu AGFW)

Newsletter

Mehr erfahren? Der Newsletter der Angewandten Energieforschung:

Forschungsnetzwerke Energie - Jetzt Mitglied werden!

Bioenergie
Energiewende und Gesellschaft
Energiewendebauen
Erneuerbare Energien
Industrie und Gewerbe
Stromnetze
Systemanalyse
Wasserstoff