SW.aktiv: Veranstaltung zu Wasserstoff in den Verteilnetzen
Der Themenverbund SW.aktiv hat bei einer Veranstaltung diskutiert, wie Wasserstoff in die Verteilnetze und schließlich auch in die Gebäude kommt. Das könnte in den deutschen Verteilnetzen einfacher möglich sein als gedacht. Die Veranstalter fassen die Ergebnisse in einem Gastbeitrag zusammen.
Die Energiewirtschaft steht vor großen Veränderungen; die Umsetzung nachhaltiger Energielösungen birgt aber nicht nur Herausforderungen, sondern auch große Chancen. Der Themenverbund „Aktivierung der Stadtwerke“ (SW.aktiv) will deshalb mit der Veranstaltungsreihe SW.aktiv Stadtwerke und kommunale Versorger motivieren, sich mit Themen der Dekarbonisierung und Energiewende auseinanderzusetzen.
Die inzwischen dreizehnte Veranstaltung der SW.aktiv-Reihe beleuchtete das Thema Wasserstoff im Verteilnetz mit dem Schwerpunkt Umstellung in der Praxis. Mit rund 270 Teilnehmenden, ausführlichen Diskussionen sowie vielen Fragen zeigte sich die Präsenz des Themas bei Energieversorgern, Unternehmen und Stadtwerken deutlich.
Wasserstoff gilt als vielversprechender Energieträger insbesondere in der Industrie, im Schwerlastverkehr, aber auch im Gebäudesektor. Er könnte die Geschwindigkeit der Energiewende durch Nutzung vorhandener Infrastrukturen und Prozesse erhöhen; die hierfür notwendige Umstellung von Gasnetzen ist jedoch technisch und rechtlich herausfordernd. So muss beispielsweise die Kompatibilität von Materialien, Geräten und Sensoren mit Wasserstoff, die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Zuverlässigkeit des Netzes unter anderem durch eine Harmonisierung der Normen und Vorschriften beziehungsweise durch Prüfungen gewährleistet werden.
In seinem Impulsvortrag gab Dr. Regis Anghilante (DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)) den Zuhörern zu der H2-Verträglichkeit von Materialien, TRGI (Technische Regel für Gasinstallationen) und Zertifizierungen einen Überblick. Eine der Kernaussagen seines Vortrags war, dass die Umstellung von Verteilnetzen und der Hausinstallationen auf bis zu 100 Volumenprozent H2 möglich ist.
Nach dem Impulsvortrag haben Dr. Elke Wanke (Energienetze Bayern GmbH & Co. KG) und Dr. Heike Grüner (Netze BW GmbH) in zwei Vorträgen über die zwei laufenden Pilotprojekten H2Direkt und H2-Insel informiert. Der Vortrag über das Projekt H2Direkt zeigt die Erfahrungen aus der erstmaligen Umstellung eines Bestandsverteilnetzes auf 100 Prozent H2-Realbetrieb. Hierfür wurden zehn Haushalte in der Stadt Hohenwart umgerüstet. Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Projekt war, dass die Umstellung des Verteilnetzes, die Hausinstallation und die Umrüstung von Haushalten auf 100 Prozent Wasserstoffnutzung ohne größere Umbauten erfolgen konnte. Lediglich die Thermen (zukünftige sollen H2-ready sein) und die Zähler (zu klein) mussten ausgetauscht werden.
Das H2-Insel-Projekt in Öhringen hat den Ansatz gewählt, Wasserstoff mit bis zu 30 Volumenprozent in ein Bestandsnetz fluktuierend einzuspeisen. Wasserstoff wird mit einem Elektrolyseur vor Ort erzeugt und dann dem Erdgas beigemischt. Auch dieses Projekt hat gezeigt, dass insbesondere der Großteil der Bestandsthermen genutzt werden kann. Im Wesentlichen mussten nur Thermen ausgetauscht werden, die in einem schlechten Wartungszustand waren - oder einfach zu alt.
Beide Referenten haben betont, dass die Nutzung von Wasserstoff in den Haushalten problemlos möglich ist und sich bewährt hat. Deshalb steht der Nutzung von Wasserstoff als eine Lösungsoption der Wärmewende von mehreren nichts entgegen. (Wolfgang Köppel, Volkan Isik / DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institu des KIT)